Aus unseren eigenen Erfahrungen in Flensburg und aus den Schilderungen der Band- und Musikerszene der letzten 50 Jahre, die eindrucksvoll in den beiden Büchern „Neue Töne“ von Reinhard C. Böhle / Broder Schwensen und aus „Twist & Shout“ von Wolfgang Matthiessen geschildert wurden, ist die Veränderung der strukturellen Bedingungen für Musiker deutlich zu erkennen.
Die Nutzung von Proberäumen, die Auftrittsmöglichkeiten in der Stadt und der Umgebung, die Vermarktungs- und Werbemöglichkeiten und letztlich auch die Bildung einer gemeinschaftlichen Interessenvertretung sind dabei Schwerpunkte unserer Betrachtung.
Natürlich hat sich das Konsumverhalten auch im Bereich der Musikdarbietungen geändert. Von DJ´s und anderen Musikdarbietern aufgelegte und perfekt eingespielte Musik, haben das Interesse an handgemachter Livemusik im Amateurbereich zwar nicht unbedingt sinken lassen, jedoch bedarf es eines erheblichen technischen Aufwandes um live ähnlich qualitative Soundergebnisse erzielen zu können. Den Preis dafür wollen jedoch viele Konzertbesucher nicht mehr zahlen. Der DJ ist vielfach die günstigere Variante für potentielle Veranstalter.
Deshalb reduzieren sich die Auftrittsmöglichkeiten für Bands jeglichen Alters immer mehr.
Schaut man sich die Auflistung der Spielstätten in und um Flensburg im Buch von Wolfgang Matthiessen – „Twist & Shout“ an, muss man feststellen, dass heute 90 % aller dort aufgeführten Auftrittsmöglichkeiten nicht mehr existieren. Neue Auftrittsmöglichkeiten sind nur wenige dazu gekommen. Erschwerend kommt noch dazu, dass die soziokulturellen Zentren „Volxbad“ und „Kühlhaus“ unter dem Druck der Leistungsvereinbarung mit der Stadt Flensburg immer weniger den Flensburger Amateurbands attraktive Konzertmöglichkeiten einräumen können. Die Forderungen nach möglichst hohen Besucherzahlen und eigenerwirtschafteten Finanzmitteln zwingt die Häuser immer häufiger Veranstaltungen unter kommerziellen Aspekten durchführen zu müssen. Dabei bleibt jedoch die Flensburger Amateurmusikerszene auf der Strecke.
Auch im Bereich der Proberäume ist die Entwicklung in Flensburg nicht gerade positiv verlaufen.
War es früher durchaus noch möglich in Schulen zu proben und sich die Gunst der Hausmeister zu sichern, so gab es auch hier eine strukturelle Veränderung.
Im privatwirtschaftlichen Bereich sind zwar Proberäume entstanden, die jedoch auch entsprechend teuer zu bezahlen sind. Proberaummieten bis 10 € / pro Quadratmeter sind durchaus keine Seltenheit und gerade für junge Bands schwer zu finanzieren.
Vergleicht man an dieser Stelle die strukturellen Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung mit denen der musikalischen Betätigung muss man sehr schnell erkennen, das die kulturelle Förderung gegenüber der Bewegungsförderung doch sehr stark benachteiligt ist.
Es geht jetzt nicht darum in jedem Stadtteil, analog eines Fußballplatzes, eines Tennisspielfeldes, einer Turnhalle oder anderer Sportstätten, Proberäume mit öffentlichen Mitteln zu errichten, sondern wenigstens bei Leerstand von ehemaligen öffentlichen Gebäuden auch eine kostengünstige Zwischennutzung als Proberäume für die Flensburger Amateurmusikerszene möglich zu machen.
Im Bereich der Vermarktung spielen gute Demoaufnahmen eine immer größere Bedeutung. Zunehmend werden auch Videoaufnahmen immer wichtiger werden. Beides zu produzieren bedeutet einen hohen (auch finanziellen) Aufwand betreiben zu müssen. Studioaufnahmen sind nicht gerade günstig. Auch die Anschaffung von Aufnahmeequipment ist teuer und kann in der Regel von jungen Bands nicht geleistet werden.
Die moderne Musiktechnik, spezielle die Aufnahmetechnik erfordert einen hohen technischen Bildungsstand. Um diesen fördern zu können, wäre mindestens eine öffentlich geförderte „Musikstudio – Bildungseinrichtung“ – analog dem Offen Kanal im Bereich Video Aufnahmen – in Flensburg notwendig.
Gerade die etwas älteren Musikerinnen und Musiker wollen durch ihr Engagement mithelfen, dass junge Menschen wieder bessere Bedingungen für das aktive Musikmachen vorfinden.
Aber nicht nur für die jungen Musiker lohnt sich das Engagement, sondern auch die jung gebliebenen und älteren Jazzer, Rocker, Blueser, Klassiker, Latin – Player, Country Anhänger und all die anderen Flensburger „Spartenmusiker -innen“ könnten von einer Verbesserung im Bereich Auftrittsmöglichkeiten und Proberäume profitieren.
Denn mal ehrlich – es gibt nicht sehr viele Dinge die den Kick, bei einem guten Livekonzert auf der Bühne stehen zu können, ersetzen.
All diese Bereiche können wir in Flensburg nur dann verändern, wenn wir uns zusammenschließen und gemeinsam die Veränderungsmöglichkeiten erkunden.
Nur wenn die Amateurmusikerinnen und –musiker gemeinsam an einer Veränderung arbeiten, besteht die Möglichkeit, dass sie damit auch erfolgreich sein werden.
Der Verein Creakult e.V. hat sich in den letzten Jahren bemüht, die Auftrittsmöglichkeiten für Bands zu verbessern. Insbesondere in den Sommermonaten ist es gelungen am Ostseebad attraktive Auftrittsmöglichkeiten für die Flensburger Musikszene zu schaffen.
Nur gemeinsam können wir an der für uns nicht optimalen Situation etwas ändern!!!